ETFs einfach erklärt – Vor- und Nachteile im Überblick

Warum ETFs interessant sind

ETF steht für Exchange Traded Fund – auf Deutsch: börsengehandelter Fonds. Mit einem einzigen ETF-Anteil kannst du breit in viele Unternehmen gleichzeitig investieren. Beispielsweise bildet ein ETF oft einen Index wie den DAX oder einen Weltaktienindex ab. So enthält er Aktien aus hunderten Unternehmen und streut dein Risiko automatisch. Das macht ETFs besonders für Einsteiger attraktiv: Man kann schon mit kleinen Beträgen an der Börse teilnehmen und trotzdem breit investiert sein. Bevor man jedoch Geld anlegt, sollte man sich sowohl über die Vorteile als auch über die Nachteile von ETFs informieren. Schließlich lohnt es sich, kluge Entscheidungen zu treffen und ein Gefühl dafür zu haben, was eine Investition mit ETFs leisten kann – und was nicht.

Vorteile von ETFs

Breite Diversifikation (Risikostreuung)

Einer der größten Vorteile von ETFs ist die Diversifikation: Dein Geld wird automatisch auf sehr viele verschiedene Werte verteilt. Anstatt dein gesamtes Kapital in nur ein oder wenige Unternehmen zu stecken, hält ein ETF viele Aktien verschiedener Firmen – teilweise aus verschiedenen Ländern oder Branchen. Dadurch gleicht sich das Risiko aus: Fällt die Aktie eines Unternehmens, können die anderen aus dem „Korb“ die Verluste abfedern. Kurz gesagt: Mit einem einzigen ETF bist du bereits in zahlreichen Branchen und Märkten investiert – das schafft eine solide Basis für dein Portfolio.

Niedrige Kosten (TER, keine Ausgabeaufschläge)

ETFs punkten mit günstigen Kosten. Im Vergleich zu aktiv verwalteten Fonds zahlst du bei ETFs in der Regel keinen Ausgabeaufschlag (oft mehrere Prozent des Kaufpreises) – du kaufst sie einfach über die Börse. Auch die jährliche Verwaltungsgebühr (Total Expense Ratio, TER) liegt bei vielen ETFs nur im Bereich von etwa 0,1–0,3 % des Fondsvermögens. Das ist sehr niedrig: Viele aktiv gemanagte Fonds nehmen dagegen 1–2 % oder mehr pro Jahr. Durch die geringen Kosten bleibt dir also mehr Rendite übrig. Für den langfristigen Vermögensaufbau ist das ein wichtiger Vorteil: Schließlich darf man nicht unterschätzen, wie sehr Gebühren die tatsächliche Performance schmälern können.

Einfache Handhabung (passives Investieren)

ETFs sind passiv verwaltete Fonds. Das bedeutet: Es gibt keinen Fondsmanager, der ständig Aktien kauft und verkauft – der ETF bildet einfach die Zusammensetzung eines Index nach. Für dich als Anleger ist das super einfach: Du musst nicht täglich die Kurse verfolgen oder einzelne Aktien auswählen. Du wählst einen passenden ETF (zum Beispiel auf einen Weltaktienindex) aus, kaufst ihn und lässt ihn laufen. Anschließend kümmert sich der Fonds um die Nachbildung des Index. So baust du ganz automatisch ein breit gestreutes Portfolio auf, ohne dich ständig um jeden einzelnen Wert kümmern zu müssen. Gerade für ETF-Neulinge ist das sehr entspannend und zeitsparend.

Hohe Flexibilität (handelbar wie Aktien)

Ein ETF wird an der Börse wie eine Aktie gehandelt, daher gilt er als besonders flexibel. Du kannst während der Handelszeiten jederzeit Anteile kaufen oder verkaufen – anders als bei klassischen Investmentfonds, die meist nur einmal täglich bewertet werden. Brauchst du kurzfristig Geld, lässt sich ein ETF-Anteil in der Regel schnell wieder in Bargeld umwandeln. Außerdem bieten viele Broker spezielle ETF-Sparpläne an: Schon mit kleinen Beträgen (z.B. 25 Euro im Monat) kannst du so regelmäßig investieren. Diese Sparplan-Option macht es ganz einfach, Schritt für Schritt und mit wenig Kapital Vermögen aufzubauen, indem du immer wieder kleine Beträge in den ETF einzahlst.

Transparenz

ETFs sind in der Regel sehr transparent. Da sie einen festgelegten Index nachbilden (etwa den MSCI World oder den S&P 500), ist die genaue Zusammensetzung offen einsehbar. Die Fondsgesellschaften veröffentlichen meist täglich, welche Aktien (und in welcher Gewichtung) im ETF stecken. Du musst also nicht rätseln, was sich in deinem Fonds befindet – du kannst es jederzeit nachsehen. Diese Offenheit schafft Vertrauen: Gerade Einsteigern hilft es sehr, genau zu wissen, in was man investiert.

Nachteile von ETFs

Kein aktives Management (keine Outperformance)

Der günstige, passive Ansatz von ETFs hat auch einen Haken: Du kannst nie besser sein als der Markt selbst. Ein ETF bildet stets nur die Performance des zugrunde liegenden Index ab – er kann ihn nicht schlagen. Im besten Fall erzielst du also ungefähr die Durchschnittsrendite des Marktes (abzüglich Gebühren). Wenn du hingegen auf der Jagd nach hohen Gewinnen bist oder glaubst, durch geschickte Aktienauswahl den Markt schlagen zu können, ist ein ETF nicht das richtige Werkzeug dafür. Niemand verwaltet dein Geld aktiv, um Hidden Champions zu finden oder perfekte Kauf- und Verkaufszeitpunkte herauszupicken. Für viele Anleger ist das in Ordnung – es sorgt dafür, dass Kosten niedrig bleiben – aber es bedeutet eben auch, dass du dich damit begnügen musst, den Markt zu spiegeln.

Marktrisiko bleibt bestehen

Mit einem breit gestreuten ETF verringerst du zwar das Risiko von Einzelfirma-Ausfällen, aber du eliminierst das Risiko nicht vollständig. Fällt der Gesamtmarkt, fällt auch dein ETF im Wert. Bei einer größeren Finanzkrise oder einem Bärenmarkt können die Verluste schon einmal 20 % oder mehr betragen – egal, wie breit der ETF gestreut ist. Es gibt keine eingebaute Garantie gegen solche Kursstürze. Wenn zum Beispiel die ganze Börse um 20 % einbricht, spiegelt dein ETF das in etwa wider. Das solltest du immer im Hinterkopf behalten: Auch ein ETF-Anlagekapital kann erheblich schwanken und zeitweise deutlich an Wert verlieren.

Replikationsrisiken (physisch vs. synthetisch)

Die meisten ETFs bilden ihren Index physisch nach: Sie kaufen also tatsächlich die Aktien oder Anleihen, die im Index gelistet sind. Es gibt jedoch auch synthetische ETFs, die stattdessen mit Hilfe von Swaps oder anderen Derivaten versuchen, den Index abzubilden. Das kann praktisch sein (zum Beispiel wenn man sehr schwer zugängliche Märkte abbilden möchte), birgt aber ein Gegenparteien-Risiko: Fällt die Bank oder Firma aus, die den Swap liefert, könnte es kompliziert werden. Als Privatanleger musst du dir darüber in der Regel wenig Sorgen machen – in Deutschland und der EU gelten strenge Regeln für ETFs. Dein Geld wird als Sondervermögen verwaltet und ist geschützt. Trotzdem lohnt es sich, vor dem Kauf kurz zu schauen, ob ein ETF physisch oder synthetisch arbeitet, und diese Unterschiede zu verstehen.

Überforderung bei der Auswahl

Ein praktisches Problem ist die riesige Auswahl an ETFs. Weltweit existieren tausende verschiedene ETFs, allein in Deutschland sind es weit über 2.000. Da kann man schnell den Überblick verlieren. Welchen Index soll man wählen? Aktien oder Anleihen? Thesaurierend (automatische Wiederanlage) oder ausschüttend (Regelmäßige Dividenden)? Für einen Anfänger kann das verwirrend sein. Viele Experten empfehlen deshalb, sich zunächst auf einige wenige, bekannte Standard-ETFs zu konzentrieren – zum Beispiel auf einen globalen Weltaktien-Index wie den MSCI World oder den S&P 500. Eine eingeschränkte Auswahl macht den Einstieg leichter und hilft, sich auf die wichtigsten Kriterien zu fokussieren.

Begrenzte Renditechancen in Flaute- oder Bärenmärkten

Ein ETF erwirtschaftet immer nur das, was sein Markt hergibt. Läuft der Markt über längere Zeit stagnierend oder fällt er (Bärenmarkt), bringen auch ETFs meist nur geringe Renditen oder Verluste. Sie haben keine besonderen Tricks oder Absicherungen, um in solchen Phasen extra zu verdienen. Ein passives Produkt wie ein ETF fährt einfach weiter und spiegelt den Index eins zu eins wider. Das bedeutet: Wenn du schnelle Gewinne suchst oder davon träumst, während einer Flautemärkte reich zu werden, wirst du enttäuscht sein. Manchmal versuchen aktive Fondsmanager gerade in schwachen Marktphasen, durch geschickte Umschichtungen noch etwas zu retten – ein ETF bleibt dagegen einfach „auf dem Kurs“. Kurz gesagt: In längeren Seitwärts- oder Abwärtsphasen kannst du mit einem ETF nur die Marktbewegungen abwarten.

Fazit

ETFs sind eine großartige Möglichkeit für jeden, der langfristig und mit wenig Aufwand investieren möchte. Sie ermöglichen es, mit kleinen Beträgen breit und günstig in den Markt einzusteigen. Gerade für junge Anleger sind sie ideal: Man kann schon ab ein paar Euro mit ETF-Sparplänen anfangen und Schritt für Schritt Vermögen aufbauen. Trotzdem darf man die Grenzen der ETFs nicht übersehen. Es gibt keine Garantie für schnelle Gewinne. Du investierst weiterhin am Markt und nimmst dessen Schwankungen mit – das ist auch bei einem ETF so. Informiere dich vor dem Kauf über den Index und das Kostenmodell, starte konservativ und bleibe geduldig. Dann sind ETFs ein solides Fundament für deinen Vermögensaufbau.


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