Wann ETF kaufen?

Market Timing vs Sparplan

Viele Anleger fragen sich, wann ETF kaufen wirklich sinnvoll ist. Lohnt es sich, auf den perfekten Einstiegszeitpunkt zu warten oder sollte man einfach starten? Studien zeigen klar: Aktives Market Timing bringt langfristig kaum Vorteile. Zeit im Markt schlägt Markttiming. Wer regelmäßig spart, profitiert meist stärker als durch kurzfristiges Timing.

Was ist Market Timing?

Beim Markttiming (auch ETF Market Timing oder einfach ETF Timing genannt) versuchen Investoren, genau den günstigsten Moment für den Kauf oder Verkauf eines ETFs zu treffen. Dabei unterscheidet sich ETF Market Timing kaum vom klassischen Markttiming. Beim Markttiming beobachten Anleger regelmäßig die Märkte und kaufen nur bei vermeintlichen Tiefstständen. Doch diese Strategie hat große Nachteile: Kein Anleger kennt die künftige Kursentwicklung zuverlässig. Untersuchungen bestätigen, dass die meisten Markttiming Strategien langfristig hinter einem einfachen Buy and Hold Ansatz zurückbleiben.

Risiken des Markttimings

Markttiming verleitet zu Fehlentscheidungen. Anleger warten womöglich auf einen Crash und verpassen dabei die Aufschwung Phasen. Studien der US-Forscher von Dimensional Fund Advisors zeigen, dass Markttiming-Strategien langfristig selten erfolgreich sind und häufig mit mehr Risiken als Chancen einhergehen. Nur sehr wenige getestete Timing Methoden konnten eine Outperformance erzielen. Außerdem kostet ständiges Handeln aufgrund von Spreads und Gebühren Rendite.

Typische Fehler beim Timing

  • Warten auf den Tiefststand: Viele Anleger reden sich ein, sie müssten beim „richtigen“ Zeitpunkt einsteigen. In der Praxis überwiegt jedoch meist der langfristige Trend gegenüber kurzfristigen Tiefst- und Hochpunkten.
  • Übermäßiges Handeln: Häufiges Umschichten führt zu höheren Ordergebühren und Steuerbelastungen. Konkret wird bei jedem Verkauf mit Gewinn in Deutschland sofort die Abgeltungssteuer fällig. Dies unterbricht den Zinseszinseffekt auf das gesamte Kapital (inkl. des Steueranteils). Ein Sparplan ist hier einfacher und günstiger, weil automatisch und regelmäßig investiert wird.
  • Emotionale Reaktionen: Börsencrashs verunsichern Anleger, bieten aber oft gute Kaufgelegenheiten. Wer ständig auf den „perfekten“ Zeitpunkt wartet, verpasst diese Chancen meist.
wann etf kaufen? Der perfekte Zeitpunkt? Heute. Der Hebel? Dein Sparplan.“ – visuelle Antwort auf die Frage.

ETF Sparplan: Regelmäßiges Investieren

Im Gegensatz zum Market Timing funktioniert ein ETF Sparplan systematisch. Dabei investiert man in festgelegten Abständen (z.B. monatlich) einen fixen Betrag in einen oder mehrere ETFs. Durch diese Regelmäßigkeit entsteht ein Durchschnittskosteneffekt: Fallen Kurse, kauft man mit demselben Geld mehr ETF Anteile, steigen sie wieder, kauft man weniger. Langfristig erhält man so einen mittleren Einstiegskurs. Studien belegen, dass Anleger vom Durchschnittskosteneffekt profitieren, besonders in volatilen Märkten.

Vorteile des Sparplans

  • Disziplinierter Vermögensaufbau: Ein Sparplan investiert automatisch jeden Monat. Das verhindert zögerliches Abwarten und fördert die Konsequenz.
  • Ausschaltung der Emotionen: Der Sparplan eliminiert die stressige Entscheidung, wann der Kauf erfolgen soll und schützt so vor emotionalen Fehlern wie Gier oder Panik.
  • Risikostreuung: Indem man immer zum gleichen Zeitpunkt einen Betrag investiert, verteilt sich das Marktrisiko auf viele Zeitpunkte. Ein ungünstiger Einmalzeitpunkt wird vermieden.
  • Flexibilität: Sparpläne erlauben bereits mit kleinen Summen den Einstieg. ETFs können jederzeit gekauft oder verkauft werden, und Sparraten lassen sich anpassen.
  • Kostenersparnis: Viele Broker bieten ETF Sparpläne ohne Ordergebühren. Zudem sind die Spreads bei bekannten Index-ETFs gering.
  • Durchschnittskosteneffekt: Durch automatische Käufe in unterschiedlichen Marktphasen kann der durchschnittliche Einstiegskurs gesenkt werden.

Grenzen des Durchschnittskosteneffekts

Wichtig ist: Ein Sparplan garantiert keine höhere Rendite als eine Einmalanlage. Eine oft zitierte Analyse von Vanguard zum Vergleich von Einmalanlage (Lump Sum) und Sparplan (Dollar Cost Averaging – DCA) zeigte: In etwa zwei Drittel der Fälle (ca. 67%) erzielte die sofortige Einmalanlage über einen Zeitraum von zehn Jahren die höhere Rendite. Der Grund: Die Märkte steigen langfristig. Aber: Da Privatanleger den optimalen Einstiegszeitpunkt kaum vorhersehen können und die Einmalanlage psychologisch schwerer fällt, bietet der Sparplan (DCA) den besseren Kompromiss zwischen Chance und der Vermeidung von Timing Fehlern.


Wann ETF kaufen? Sparplan oder Einmalanlage?

Eine allgemeine Regel lautet: Jederzeit. Warten auf „bessere“ Kurse ist in der Praxis fast unmöglich. Auch der Wochentag oder Monat spielt kaum eine Rolle. Studien zeigen, dass die Renditeunterschiede zwischen verschiedenen Ausführungstagen oder Monaten in der Regel nur im einstelligen Prozentbereich liegen. Entscheidend ist vor allem: regelmäßig sparen statt auf den idealen Tag zu spekulieren.

Einmalanlage vs. Sparplan – Beispiel über 6 Monate
Monat ETF Kurs Einmal Anlage (gekauft) Sparplan (gekauft) Sparplan gesamt (Anteile)
Jan 10 € 60,00 10,00 10,00
Feb 12 € 8,33 18,33
März 8 € 12,50 30,83
Apr 11 € 9,09 39,92
Mai 7 € 14,29 54,21
Juni 13 € 7,69 61,90

Beispielrechnung: Ein Anleger investiert einmalig 600 € zu Jahresbeginn (60 Anteile zu je 10 €) oder monatlich 100 € (Sparplan). Bei schwankenden Kursen kauft der Sparplan hier insgesamt 61,90 Anteile, die Einmalanlage 60 Anteile. Durch den Durchschnittskosteneffekt liegt der durchschnittliche Kaufpreis beim Sparplan etwas niedriger, weil man häufiger bei Kursrückgängen kauft.


Fazit

Zusammenfassend ist Markttiming für Privatanleger in der Regel nicht zielführend. Wer regelmäßig spart, erzielt langfristig meist höhere Renditen, als wenn er auf einen bestimmten Kaufzeitpunkt wartet. Besser ist es also, nicht zu zögern, sondern mit einem breit gestreuten ETF Sparplan sofort zu starten. So sammelt man möglichst viel „Zeit im Markt“, was über Jahre durch Zinseszinseffekte belohnt wird.


Weitere Artikel

Häufige Fragen – FAQs


Über den Autor

Fabian K. – Privatanleger seit 2005, Fokus ETF-Strategien & Brokervergleiche.

Arbeitsweise: öffentlich prüfbare Quellen, regelmäßige Aktualisierung, redaktionelle Unabhängigkeit.

Transparenz: Werbung/Kooperationen werden deutlich als Anzeige gekennzeichnet; bezahlte Inhalte beeinflussen unsere Vergleiche und Rangfolgen nicht. Werbelinks werden als rel="sponsored nofollow" gekennzeichnet.

Hinweis: Keine Anlageberatung.

Nach oben scrollen