Was ist ein synthetischer ETF?

Funktionsweise & Risiken

Ein ETF (Exchange Traded Fund) ist ein börsengehandelter Fonds, der einen Index passiv abbildet. Ein synthetischer ETF spiegelt die Wertentwicklung eines Index jedoch nicht durch den direkten Kauf der zugrunde liegenden Titel wider, sondern durch Finanzinstrumente wie Swaps. Er bildet die Gewinne und Verluste des Index über ein Tauschgeschäft (Total Return Swap) nach, bei dem meist eine Großbank verspricht, die Indexrendite zu liefern. Die unmittelbare Investition in die einzelnen Aktien erfolgt dabei nicht.

Im Gegensatz dazu kaufen physisch replizierende ETFs direkt alle oder einen Großteil der im Index enthaltenen Aktien. Welche Variante besser ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie etwa Liquidität, Verwaltungsaufwand und Risiko. 🔗 Was ist ein ETF? erklärt, was ein ETF im Allgemeinen ist. In diesem Artikel erfährst du, wie synthetische ETFs funktionieren, welche Vor und Nachteile sie haben und wie sie sich zu physischen ETFs verhalten.


ETF physisch oder synthetisch: Grundlagen

Du solltest erkennen können, ob ein ETF physisch oder synthetisch repliziert wird. Ein physischer ETF bildet den Index ab, indem er genau die im Index enthaltenen Aktien kauft. Dabei hält der Fonds diese Wertpapiere tatsächlich im Depot. Physisch replizierende ETFs können entweder alle Indexwerte (Vollreplikation) kaufen oder eine repräsentative Auswahl (Sampling). Ein physisch replizierender ETF (z. B. ein DAX ETF) würde demnach direkt alle DAX Titel erwerben und im Fonds halten.

Ein synthetischer ETF hingegen investiert nicht direkt in die Indexwerte, sondern nutzt ein Tauschgeschäft: Er hält ein sogenanntes Trägerportfolio und erhält über einen Total Return Swap von einer Gegenpartei (häufig einer Großbank) die Rendite des Index. Synthetische ETFs umgehen so den direkten Aktienkauf und können gerade bei komplexen oder unübersichtlichen Indizes mit sehr vielen Titeln kostengünstiger nachbilden. Sie senken oft den Verwaltungsaufwand und minimieren Tracking Error, weil der Swap den Index nahezu 1:1 abbildet.

Merker: Ein physisch replizierender DAX ETF kauft alle DAX Titel direkt und hält sie.

Funktionsweise eines synthetischen ETFs

Swaps und Tauschgeschäfte

Ein synthetischer ETF verwendet hauptsächlich einen Total Return Swap, um die Indexentwicklung abzubilden. Der ETF Anbieter schließt dazu einen Swap Vertrag mit einem Swap Kontrahenten (z. B. einer Bank) ab. Dabei verspricht die Bank, die Rendite inklusive Dividenden des Referenzindex (zum Beispiel des MSCI World) an den Fonds zu zahlen. Im Gegenzug erhält die Bank die Rendite aus dem im Fonds gehaltenen Trägerportfolio. So wird die Wertentwicklung des Index auf den ETF übertragen, ohne dass der ETF die Aktien selbst kaufen muss. Dieses Tauschgeschäft sichert die Indexperformance für den Fonds.

Trägerportfolio und Sicherheiten

Das Trägerportfolio ist das Anlageportfolio, das der ETF tatsächlich hält. Es kann neben Aktien auch Anleihen oder andere Vermögenswerte enthalten. Dieses Portfolio dient als Grundlage für das Swap Geschäft. Um das damit verbundene Risiko abzusichern, legt die Gegenpartei in der Regel Sicherheiten (z. B. Staatsanleihen oder Bargeld) hinter. Fällt die Bank aus, wird das Trägerportfolio liquidiert und die hinterlegten Sicherheiten zur Kompensation herangezogen. Die OGAW Regeln begrenzen das Kontrahentenrisiko: Das Netto Exposure gegenüber dem Swap Partner darf höchstens 10 % des Fondsvermögens betragen. In der Praxis hinterlegen die Anbieter zusätzlich Sicherheiten, sodass das Kontrahentenrisiko meist deutlich darunter liegt.


Vor und Nachteile synthetischer ETFs

Die folgende Tabelle zeigt zentrale Unterschiede zwischen physischer und synthetischer Replikation. Synthetische ETFs haben sowohl Vorteile als auch Nachteile gegenüber physischen ETFs.

Physischer und synthetischer ETF im Vergleich
Merkmal Physischer ETF Synthetischer ETF
Replikation Kauft die Indexwerte direkt, Vollreplikation oder Sampling Abbildung der Indexrendite über Swap Tauschgeschäft
Transparenz Hohe Transparenz, Bestände sind gut einsehbar Weniger transparent, Trägerportfolio und Swap Struktur schwerer zu sehen
Tracking Fehler Meist klein, kann bei Sampling etwas höher sein Sehr klein, Swap liefert oft nahezu exakte Indexrendite
Kontrahentenrisiko Kein Swap Kontrahentenrisiko, übliches Verwahrstellenrisiko Begrenztes Kontrahentenrisiko gegenüber der Bank, über Sicherheiten und OGAW Regeln begrenzt
Kosten TER Häufig etwas höher durch Handel vieler Titel Oft etwas niedriger, weniger Handelsaufwand
Steuerliche Behandlung Teilfreistellung je nach Fondsart (z. B. Aktienfonds 30 %) Ebenfalls Teilfreistellung möglich bei Aktienfonds, teils andere Quellensteuer Effekte
Einsatzgebiet Standardindizes, wenn Transparenz und Einfachheit wichtig sind Schwer zugängliche Märkte oder Fokus auf sehr niedrige Kosten
  • Vorteile synthetischer ETFs: Sie haben oft niedrigere Kosten (durch geringeres Gebührenniveau) und einen geringeren Tracking Error, insbesondere bei komplexen oder schwer zugänglichen Märkten. Außerdem ermöglichen sie den Zugriff auf Anlagesegmente (z. B. Geldmarkt ETFs), die ansonsten kaum physisch nachbildbar wären.
  • Risiken / Nachteile synthetischer ETFs: Synthetische ETFs bergen ein Kontrahentenrisiko, da der Swap Partner (häufig eine Investmentbank) ausfallen könnte. Zudem bieten sie eine geringere Transparenz, da die Zusammensetzung des Trägerportfolios nicht direkt ersichtlich ist. Steuerlich sind synthetische ETFs nicht automatisch schlechter gestellt als physische ETFs. Entscheidend ist die Einstufung als Aktienfonds, Mischfonds oder sonstiger Fonds sowie die konkrete Konstruktion des Produkts. Mehr zu allgemeinen Risiken siehe: 🔗ETF Nachteile und Risiken: Stolpersteine vermeiden
  • Vorteil: Synthetische ETFs bieten oft geringere Kosten als physische ETFs.

Steuern und Teilfreistellung

In Deutschland richtet sich die Teilfreistellung bei Fonds ausschließlich nach der Fondsart und der deklarierten Aktienquote, nicht nach der Replikationsmethode.
Aktienfonds mit mindestens 51 Prozent Aktienanteil erhalten 30 Prozent Teilfreistellung. Mischfonds mit mindestens 25 Prozent Aktienanteil kommen auf 15 Prozent Teilfreistellung. Sonstige Fonds ohne ausreichenden Aktienanteil haben keine Teilfreistellung.
Das gilt für physische und synthetische ETFs gleichermaßen. Entscheidend ist, ob der ETF steuerlich als Aktienfonds, Mischfonds oder sonstiger Fonds eingestuft ist. Viele synthetische Aktien ETFs sind so konstruiert, dass sie die Kriterien eines Aktienfonds erfüllen und damit ebenfalls die 30 Prozent Teilfreistellung erhalten.

Der eigentliche Unterschied spielt sich eher auf Fondsebene ab. Physische ETFs vereinnahmen Dividenden direkt und zahlen darauf im Ausland oft Quellensteuer, die sich nur teilweise zurückholen lässt. Synthetische ETFs erhalten die Indexrendite über Swaps und können je nach Konstruktion bestimmte Quellensteuern umgehen. Das kann die Nettorendite beeinflussen, ohne dass sich an der Teilfreistellung für dich etwas ändert.
Wichtig: Deine Depotbank berechnet die Steuern und die Teilfreistellung automatisch. Dieser Abschnitt ersetzt keine Steuerberatung, sondern gibt dir nur eine Orientierung, wie sich physische und synthetische ETFs steuerlich einordnen lassen. Mehr dazu 🔗Teilfreistellung bei ETFs, wieviel ist steuerfrei


Praxisbeispiel: Renditevergleich

Betrachten wir ein einfaches Rechenbeispiel: Angenommen, du investierst 10.000 € in einen weltweiten Aktien ETF und erzielst eine durchschnittliche Jahresrendite von 6,0 %. Ein physischer ETF mit einer Gesamtkostenquote (TER) von 0,20 % würde nach 20 Jahren auf etwa 30.900 € anwachsen. Ein vergleichbarer synthetischer ETF mit einer TER von 0,10 % käme im selben Szenario auf etwa 31.500 €. Der Renditevorteil des synthetischen ETFs beträgt in diesem Beispiel rund 600 €. Dieses Praxisbeispiel verdeutlicht: Niedrigere Gebühren können sich über lange Zeit auswirken, der Unterschied ist jedoch vergleichsweise klein.


Welcher ETF passt zu mir?

Entscheidend ist deine eigene Strategie: ETF synthetisch oder physisch? Der folgende Entscheidungsbaum hilft dir bei der Auswahl.

Schnellcheck

  • Wenn dir maximale Transparenz wichtig ist, dann physischer ETF.
  • Wenn du sehr niedrige Kosten priorisierst und abstraktes Risiko akzeptierst, dann synthetischer ETF.
  • Wenn du schwer zugängliche Märkte abbilden willst, dann synthetischer ETF.
  • Wenn du Einsteiger bist und es möglichst einfach halten willst, dann physisch replizierender ETF.

Unsicher? Starte mit physisch replizierendem ETF und ergänze später gezielt einen synthetischen ETF.

Du kannst anhand deiner persönlichen Präferenzen (z. B. Wunsch nach maximaler Transparenz vs. Kostenoptimierung) den passenden ETF Typ ermitteln. Für viele Einsteiger sind physische ETFs einfacher nachzuvollziehen. Synthetische ETFs eignen sich vor allem, wenn bestimmte Märkte nur indirekt erreichbar sind oder geringe Kosten oberste Priorität haben. 🔗Welcher ETF passt zu mir? bietet dir weitere Hinweise zur Produktauswahl.

Synthetischer ETF erklärt: Indexabbildung über Total Return Swap

Häufige Fragen – FAQs

Über den Autor

Fabian K. – Privatanleger seit 2005, Fokus ETF-Strategien & Brokervergleiche auf Depotstarter.de.

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Fabian K., Autor bei Depotstarter.de
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